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Auszubildende übernehmen die Stationsleitung

Wie reagiert man richtig, wenn ein Bewohner Schmerzen hat? Wie funktioniert die Medikamentenausgabe? Und wie organisiert man eine Vertretung für den kurzfristig erkrankten Kollegen? Problemstellungen, die Celine Rohlfsen künftig eigenständig lösen kann. „Man wächst mit seinen Aufgaben“, sagt die 20-Jährige, die gerade das zweite Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau an Bethels Pflegeschule Nazareth absolviert. Gemeinsam mit 22 weiteren Auszubildenden ihres Jahrgangs hat sie zwei Wochen lang eine Altenpflege-Station im Pflegezentrum Haus Hannah in Bielefeld geleitet.

Das Projekt soll den Auszubildenden Praxiskenntnisse für den späteren Berufsalltag vermitteln. An der Pflegeschule Nazareth ist es fester Bestandteil der dreijährigen Ausbildung zur Pflegefachfrau und zum Pflegefachmann. Von den unterschiedlichen Pflegesituationen bis hin zur Administration des Teams haben die angehenden Pflegeexperten sämtliche Aufgaben ihrer fertig ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen übernommen. „Dabei mussten wir auch unsere eigenen Lösungsansätze für verschiedene Situationen entwickeln“, erklärt Celine Rohlfsen. Wenngleich die examinierten Pflegerinnen und Pfleger aus dem Haus Hannah sowie Lehrkräfte der Pflegeschule Nazareth im Zweifelsfall immer vor Ort waren und mit Rat und Tat zur Seite standen.

„Mit diesem Projekt sind wir in der Region einzigartig“, sagt Diakon Thomas Kreutz, Leiter der Pflegeschule Nazareth. „Für uns ist die möglichst realitätsnahe Ausbildung in der Praxis besonders wichtig.“ So würden die Auszubilden bestmöglich auf ihr späteres Berufsleben vorbereitet und lernten, Verantwortung zu übernehmen. Auch die Erfahrung, sich selbst in einem festen Team zu erleben, sei wichtig, so Thomas Kreutz weiter. Denn normalerweise kennen sich die Auszubildenden eines Jahrgangs lediglich aus den theoretischen Unterrichtseinheiten. „Im Projekt lernen sie auch in der Praxis, aufeinander zu achten, gegenseitige Unterstützungsbedarfe zu identifizieren und gut zusammenzuarbeiten.“

„Für mich waren die beiden Wochen eine spannende Erfahrung“, sagt Miro Malalla, der ebenfalls im zweiten Lehrjahr seiner Ausbildung ist. „Hier in der Altenpflege habe ich noch einmal deutlich gespiegelt bekommen, dass ich offenbar jemand bin, dem sich die Menschen gerne mitteilen. Das war mir vorher gar nicht so bewusst“, so der 27-Jährige. „Gerade in der Langzeitpflege ist das Zwischenmenschliche das A und O. Ich denke, eine Pflegesituation wird erst dann richtig gut, wenn man eine Vertrauensbasis hat, auf der man sich austauschen kann.“

Das sieht auch Günter Ebken so, der seit drei Monaten im Haus Hannah wohnt. „Ich habe sehr gute Erfahrungen mit den jungen Menschen gemacht und muss Ihnen mein Lob aussprechen“, so der 82-Jährige. „Die Auszubildenden haben sich große Mühe gegeben, ich war sehr zufrieden, die Pflege hat gepasst, und gute Gespräche habe ich auch geführt.“