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Durch und durch ein Bethelaner

Bethels langjähriger Finanzvorstand Dr. Rainer Norden geht in den Ruhestand

Bielefeld-Bethel. Fast 30 Jahre hat Dr. Rainer Norden die Entwicklung Bethels geprägt. Zuletzt als Finanzvorstand und Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel sowie Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB). „Ich bin durch und durch Bethelaner“, sagt der 68-Jährige. Darum ist der Schritt in den Ruhestand für ihn keine ganz emotionsfreie Angelegenheit. Rund 300 Gäste, darunter viele Wegbegleitende aus dem Sozialwesen, der Krankenhauslandschaft, Wirtschaft und Politik, würdigten Dr. Rainer Norden zum Abschied in der Zionskirche und im Bethleler Assapheum mit stehenden Ovationen. 

„Sie haben ein Stück Bethelgeschichte geschrieben, man kann fast schon von einer Generation Norden sprechen“, lobte Bethels Verwaltungsratsvorsitzender Jörg Uwe Goldbeck das Engagement von Dr. Rainer Norden und überbrachte den großen Dank des Verwaltungsrates. Mit Blick auf die unzähligen verwirklichten Projekte und Bauvorhaben bei beständig solider Finanzplanung mit Augenmaß blieb nur eine Frage offen: „Wie haben Sie das alles in ihrer Arbeitszeit bloß geschafft?“

Bethels Vorstandsvorsitzender Pastor Ulrich Pohl überreichte Dr. Rainer Norden einen kleinen Metall-Norden aus den Betheler Werkstätten. Fotos: Christian Weische

Auch Bielefelds Oberbürgermeister verabschiedete Dr. Rainer Norden mit sehr persönlichen Worten: „Ihr Wirken war ein Segen für unsere Stadt und die Menschen hier“, sagte Pit Clausen. Er hob die Lösungsorientiertheit, die Haltung und vor allem den Humor hervor, die Bethels Finanzvorstand in der Zusammenarbeit immer gezeigt habe. „Sie haben sich um die Stadt verdient gemacht und die Welt am Ende ein wenig besser gemacht für die Menschen, die hier in Bethel Hilfe finden.“

Vor der Verabschiedung im Assapheum hatte Bethels Vorstandsvorsitzender Pastor Ulrich Pohl in der Zionskirche Dr. Rainer Norden aus seinem Amt entpflichtet und dessen Lebensleistung gewürdigt. „Sich für die Menschen in Bethel einzusetzen, Gleichstellung zu ermöglichen, Wohnraum und Freizeitmöglichkeiten zu schaffen, war ihnen in den 29 Jahren immer ein großes Anliegen. Und dafür danken wir Ihnen von Herzen.“

1996 war der Ökonom Dr. Rainer Norden als Leiter der Stabsstelle Controlling in Bethel. Zunächst hatte es ihn nach dem Studium in die Logistikbranche verschlagen; für eine große Reederei koordinierte er von Wien, Rotterdam und Antwerpen aus das Europageschäft. „Ich habe Ökonomie aber immer auch als Sozialwissenschaft verstanden. Darum war ich auf der Suche nach dem Sinn in der täglichen Arbeit“, erzählt er. „Bethel passte da einfach hundertprozentig.“

Da im Sozialwesen begrenzte Ressourcen an der Tagesordnung sind, war Dr. Rainer Norden vor allem gut geplante Blick nach vorne ein Anliegen. Als Chefcontroller baut er darum ein straffes Bilanz- und Rechnungswesen auf, setzte ein zentrales Einkaufsprojekt, eine Verwaltungsreform und verbundweit die Einführung von SAP als Rechnungs- und Controllingsystem durch. Er sorgte für eine Systematisierung der Spendenbuchhaltung und damit für die so wichtige Zertifizierung des Spendenwesens. »Trotzdem war es mir immer wichtig, nicht nur auf Zahlen zu gucken, sondern vor allem auch auf Inhalte«, sagt Dr. Norden rückblickend.

Was es heißt, als Bethel-Geschäftsführer tätig zu sein, erlebte Dr. Rainer Norden ab 2002, als er in Berlin die Geschäftsführung des Instituts zur Diagnostik von Epilepsien und des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herberge übertragen bekam. Bis 2010 organisierte und formierte er zusammen mit dem Theologischen Geschäftsführer Pastor Dr. Johannes Feldmann aus Lobetal die neue Region Berlin-Brandenburg und die Eingliederung der Stiftung Lazarus sowie später der Stiftung Evangelisches Diakoniewerk Königin Elisabeth (EDKE) in den Verbund. Vom Bau der Klinik Tabor und der Friedrich von Bodelschwingh-Klinik bis zur Biomolkerei in Rüdnitz wurden in dieser Zeit zahlreiche Projekte Realität.

2010 erfolgte schließlich durch den Verwaltungsrat der Ruf in den Gesamtvorstand Bethels, wo Dr. Rainer Norden seit 2017 auch als Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden Pastor Ulrich Pohl agiert. »Dass da ein Theologe war, mit dem man so über Ökonomie reden kann, war gut. Wir haben sofort auf einer Wellenlänge gefunkt«, erinnert er sich. Zuständig unter anderem für die Betriebe und Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, entsandte Pastor Ulrich Pohl ihn zusätzlich 2012 als Geschäftsführer ins EvKB und ins Krankenhaus Mara. Seit 2019 ist Dr. Norden dort Aufsichtsratsvorsitzender. Zusammen mit Pastor Ulrich Pohl machte er Bethels größtes Spendenprojekt, den Bau des neuen Kinderzentrums Bethel, zur Chefsache. Dass sich das EvKB heute Universitätsklinikum nennen darf, ist zudem Ergebnis seiner federführenden Verhandlungen beim Aufbau der Medizinischen Fakultät in Bielefeld. „Sie waren der Geburtshelfer für die Medizinische Fakultät OWL“, lobte Dekanin Prof. Claudia Hornberg den hohen persönlichen Einsatz von Dr. Rainer Norden. „Und ich würde mich sehr freuen, wenn sie dem Kleinkind Medizinische Fakultät auch weiter als Patenonkel zur Seite stehen.“

„Es gibt viele Gründe, heute Danke zu sagen“, sagte der merklich gerührte Dr. Rainer Norden in seiner Abschiedsrede, um gleich mit bekanntem Witz und Selbstironie alle Komplimente zurückzuweisen („Sie haben natürlich recht, aber ich bin viel zu bescheiden, das anzunehmen.“).

Bei aller Feierstimmung nahm er aber auch die Politik in die Pflicht, dem immer nur behaupteten Bürokratieabbau endlich Taten folgen zu lassen. An seine Nachfolger im Vorstand gerichtet sagte er: „Bethel muss auf Sicht fahren. Wir sind gut aufgestellt, um den Wandel zu gestalten. Nicht nur, weil wir es müssen, sondern weil wir es können.“

Und trotz anhaltender Krisenzeiten beruhigte der scheidende Finanzvorstand: „Ich wäre lieber in einer leichteren Situation gegangen, aber ich gehe leichten Herzens. Mit Christoph Nolting übernimmt ein sehr erfahrener Kaufmann. Etwas Besseres kann Bethel nicht passieren.“

Privat freut sich Dr. Rainer Norden nun auf mehr Zeit für seine großen Leidenschaften, für Wissenschaft, Kunst und Konzerte. Eintrittskarten für Lesungen und Theateraufführungen hängen schon zu Hause an seiner Pinnwand.