Pressemitteilung
Betheler Notfallmedizin schult Ärzte an der Frontlinie
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Im Auftrag der WHO in der Ukraine
2. Januar 2025
Bielefeld-Bethel. Dr. Karl Thies aus dem Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) leitet im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein internationales Ärzteteam, das ein Ausbildungsprogramm zur Versorgung Schwerstverletzter in der Ukraine etabliert.
Schon seit mehr als 1.000 Tagen verteidigt sich die Ukraine gegen den militärischen Angriff Russlands. Dr. Karl Thies, Oberarzt in der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin, Transfusionsmedizin und Schmerztherapie am EvKB, weiß, woran die meisten Menschen im Krieg sterben: „Schüsse, Granaten und Explosionen verursachen desaströse Verletzungen. Zum Tod führt dann meistens der massive Blutverlust.“
Thies weiß auch, dass der Tod in vielen Fällen vermeidbar wäre. Der Mediziner gilt weltweit als Spezialist in der Versorgung von Schwerstverletzten. Er war federführend am Aufbau und der Entwicklung des Europäischen Trauma-Kursus (ETC) beteiligt, eines der beiden Ausbildungssysteme, die heute in vielen Ländern der Welt im Einsatz sind. Der ETC ist heute weltweit in 25 Ländern etabliert. 20 weitere Länder sind interessiert, ihn einzuführen.
Besonderes Interesse hat die Ukraine. Sie will das Leben ihrer Soldaten und der Zivilbevölkerung retten. Gleichzeitig hat das Land riesigen Bedarf an medizinischer Versorgung während nicht genügend ausgebildetes medizinisches Personal zur Verfügung steht. Die ukrainische Regierung hat Karl Thies um Hilfe gebeten. Der Arzt ist international vernetzt. Durch seinen Einsatz unterstützt jetzt die WHO das Programm über fünf Jahre.
In sicherem Abstand zur Frontlinie hat Thies mit einem internationalen Team 200 Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte in der Traumaversorgung ausgebildet. Der ETC wurde dafür eigens an kriegstypische Verletzungsmuster angepasst. „Nach einem Sicherheitstraining der WHO haben wir bis jetzt sieben Kurse an den Simulationszentren der Universitäten von Ternopil und Kiew durchgeführt. Die Nationale Medizinische Universität Kiew hat ihr Simulationszentrum in den Luftschutzkeller verlegt, sodass wir auch bei Luftangriffen relativ ungestört unterrichten konnten.“ Ziel ist es, dass alle Universitätskliniken des Landes zu Kurszentren werden. Deshalb wurden bis jetzt 21 ukrainische Ärztinnen und Ärzte zu Anleitern ausgebildet, die die Expertise um die Schwerstverletztenversorgung ins Land tragen. Sechzig weitere Kollegen befinden sich derzeit in der Ausbildung. Auch ein spezielles E-Learning-Programm wurde entwickelt.
Wieder in Deutschland laufen die Planungen für 2025 schon auf Hochtouren. Denn Thies weiß um die Situation seiner Kollegen in dem angegriffenen Land: „Bewundernswert sind der Mut und der unbedingte Wille durchzuhalten. Wir werden ihnen weiterhin dabei helfen moderne Strukturen der Traumaversorgung aufzubauen“, sagt er. Aus dem Bundesgesundheitsministerium hat er ein Dankesschreiben erhalten. „Sie leisten mit diesem Programm einen unverzichtbaren Beitrag zur Ausbildung ukrainischer Fachkräfte und zur Unterstützung der Menschen in der Ukraine“, heißt es darin.
Fotos:
- Dr. Karl Thies hat ein Dankesschreiben aus dem Bundesgesundheitsministerium erhalten. Foto: Manuel Bünemann