Pressemitteilung
"Götterspeise" feiert Premiere mit Tanztheater
„Götterspeise“ feiert Premiere mit Tanztheater
Bielefeld-Eckardtsheim. Esel, Hund, Katze und ein aufgeregter Hahn – alt sind sie, zu nichts mehr zu gebrauchen, aber sie wollen nicht beim Schlachter oder in der Hühnersuppe enden. Die vier sind die Stars in dem Märchen „Die Bremer Stadtmusikanten“. Ihre Lage ist hoffnungslos, und sie sind sich einig: „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall.“ So heißt auch die neue Produktion des inklusiven Theaters Götterspeise, eines gemeinsamen Projekts des Forums für Kreativität & Kommunikation e.V. und von Bethel. Das aktuelle Stück ist ein Tanztheater in Anlehnung an das Märchen der Gebrüder Grimm. Am 21. November fand die Premiere im Thekoasaal in Bielefeld-Eckardtsheim statt.
Das Märchen aus dem Jahr 1819 zeigt, dass man sich aus seiner miserablen Lebenssituation befreien kann. Man muss nur den Mut haben, zu Neuem aufzubrechen, und dabei zusammenhalten. Im Märchenklassiker war der abschätzige Umgang mit dem Alter der Grund, das Zuhause zu verlassen und nach einem Ort zu suchen, „wo man frei von Ärger ist“. Aktuell, das macht das Götterspeise-Ensemble deutlich, gibt es viele „Beweggründe“: Krieg und Gewalt, die Religionszugehörigkeit, Nationalität oder Hautfarbe, politische Einstellungen und die sexuelle Orientierung.
Nicht nur das Tierquartett aus dem Märchen ist auf der Bühne unterwegs. Es wechselt sich ab mit einem Chor, der im Hier und Jetzt mit Koffern auf Wanderschaft ist. „Menschen brechen auf …“, ruft er, und einzelne Schauspielerinnen und Schauspieler ergänzen: „weil ihnen alles zu eng geworden ist“, „weil sie arm sind“, „weil sie von ihren Mitmenschen nicht anerkannt werden“. Das geordnete Geschehen löst sich bald in einem wilden Durcheinander auf. „Langweilig! Langeweile!“, „Du kannst nix!“, „Alles neu!“, „Krieg ist süß“ wiederholen die Akteure unermüdlich, während sie auf der Bühne hin- und herlaufen.
„Es sieht nur so aus, als wäre alles zufällig“, erläutert Martin Neumann vom Forum für Kreativität und Kommunikation. Zusammen mit Diemut Döninghaus und Stephanie Schmidt führt er Regie. „Die Schauspielerinnen und Schauspieler haben die Vorgabe, auf einer Geraden zu gehen.“ Und wie sie die kritischen Themen des Stücks auf diesen Geraden mit ihren Bewegungen aufgreifen, wurde in der sechsmonatigen Probezeit erarbeitet.
Das neue Stück des Theaters Götterspeise ist mit einer Stunde kürzer als üblich, weil die Form des Tanztheaters die Akteure besonders fordert. Die Musik hat Diemut Döninghaus, selbst auch Musikerin, ausgewählt. Bei dem Mix aus klassischer und moderner Musik hat sie darauf geachtet, dass die Stücke eine Choreografie ermöglichen. Manchmal sorgen die Musik und die darauf abgestimmten Bewegungen für eine gedrückte Atmosphäre auf der Bühne, dann ist wieder Aufbruchstimmung zu spüren, und zum Schluss gibt es natürlich ein fröhliches Happy End: „Angekommen!“, verkündet Vloggie Cat 2.0, die Reiseberichterstatterin, aus dem Off. Der Esel aus dem Tierquartett bringt es singend auf den Punkt: „Fressen statt gefressen werden, das macht mich nun wirklich froh!“
Und auch das Publikum im Thekoasaal ist froh gestimmt und bedankt sich für die gute Unterhaltung mit anhaltendem Applaus. Die Premiere war wieder ein Heimspiel für das Theater Götterspeise. Und zugleich ein erfolgreicher Start für die kommenden zwei Jahre, in denen das inklusive Theater mit „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“ auf Tournee geht. In Bielefeld ist das Stück wieder im Sommer während des Betheler Ortschaftsfestes „Eckardtsheim mittendrin“ zu sehen.
Bildunterschriften:
- Bild 1_05_Die Katze, gespielt von Denise Ramsay, und der Hahn, alias Simone Schulz, haben es schwer. Sie sind alt und sollen ausrangiert werden.
- Bild 2_48_Unterwegs haben alle ihre Lieblingsgegenstände dabei: vom Eisbär-Stofftier (l., vorne) bis zum Arminia-Fanschal (r., hinten)
- Bild 3_54_Endlich angekommen: Schauspielerin Gabriele Jeep tanzt ihre Freude, und die anderen folgen ihr mit ihren Bewegungen
Fotos: Sarah Jonek
Infokasten
Das Theater Götterspeise wurde 1996 gegründet und ist ein gemeinsames Projekt des Bielefelder Forums für Kreativität & Kommunikation e. V. sowie von Bethel proWerk und Bethel.regional. Das Ensemble ist inklusiv. Götterspeise ist als Tournee-Theater konzipiert. Die jeweiligen Stücke werden zwei Jahre gespielt. Eigenproduktionen und Klassiker wechseln sich ab.
Downloads
-
Bethel-Goetterspeise_Bild_1_24-05_p.jpg
(JPG, 2,02 MB)
-
Bethel-Goetterspeise_Bild_2_24-48_p.jpg
(JPG, 1,92 MB)
-
Bethel-Goetterspeise_Bild_3_24-54_p.jpg
(JPG, 1,75 MB)