Pressemitteilung

Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März 2025

Bielefeld-Bethel. Frank Bartelniewöhner ist ein erwachsener Mann und wird trotzdem oft von Fremden geduzt. Woran das liegt? Der Bielefelder, der seit 45 Jahren in Bethel lebt, weiß es genau: Er hat das Down-Syndrom. Dass sie respektlos handeln, wenn sie ihn wegen seiner Beeinträchtigung duzen, ist vielen Menschen nicht bewusst. Für Frank Bartelniewöhner ist es aber jedes Mal aufs Neue schmerzhaft. „Ich wünsche mir, dass die Leute mir das ,Sie‘ anbieten und nicht das ,Du‘“, sagt er anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages am 21. März.

Auch Charlotte Beckmann hat das Down-Syndrom. Die junge Frau hat wie Frank Bartelniewöhner eine enge Verbindung zu Bethel. Auch sie erlebt es immer wieder, dass Menschen, die sie kennenlernt, sie wie selbstverständlich duzen. Sie nutzt den Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März, um auf die Problematik der Pränataldiagnostik hinzuweisen. Denn vorgeburtliche Untersuchungen führen häufig dazu, dass Schwangere abtreiben, wenn ihr Kind das Down-Syndrom hat.

Charlotte Beckmann ist gegen Bluttests und Fruchtwasser-Untersuchungen, „weil es sonst immer weniger Menschen wie mich gibt“. Das Leben sei auch für Menschen mit Beeinträchtigungen lebenswert, betont Charlotte Beckmann. Sie sagt: „Wir Menschen mit Down-Syndrom können und wollen etwas lernen. Wir laufen, schreiben, rechnen und tanzen. Ich habe schon so viele Sachen gelernt, wie zum Beispiel mit der Straßenbahn zu fahren.“ Menschen mit Down-Syndrom haben viele Talente: Charlotte Beckmann spielt Posaune, Frank Bartelniewöhner ist Judoka und singt im Betheler Junge-Schmiede-Chor.

Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel kritisieren kostenlose Bluttests als Kassenleistung als Bedrohung des Lebensrechts von Menschen mit Behinderungen. Es gebe ein gesellschaftliches Klima, in dem nur willkommen sei, wer gesundheitliche Standards erfülle. „Menschen mit Down-Syndrom werden als vermeidbar wahrgenommen, und das setzt das Eltern unter Druck, sich für eine Abtreibung zu entscheiden“, sagt Pastor Ulrich Pohl, Bethels Vorstandsvorsitzender. Er spricht von einer „selektiven Fahndung nach unerwünschten Abweichungen“ und verweist auf die Quote von rund 90 Prozent aller Schwangeren, die sich für einen Abbruch der Schwangerschaft entscheiden, wenn sie erfahren, dass ihr Kind Trisomie 21 hat.

Die auch von Deutschland unterzeichnete UN-Behindertenrechtskonvention betrachte aber Vielfalt als Bereicherung und fordere ein selbstverständliches Zusammenleben aller Menschen. „Wir wollen eine Gesellschaft, in der auch Menschen mit Behinderungen gut leben können“, betont Pohl.

Beim Down-Syndrom haben Menschen in jeder Zelle ein Chromosom mehr als andere. Das Chromosom 21 ist dreifach vorhanden, daher die Bezeichnung Trisomie 21. Folgen sind körperliche Auffälligkeiten und eine verlangsamte motorische, geistige und sprachliche Entwicklung. Ausprägungen sind aber sehr unterschiedlich. Trisomie 13 (Pätau-Syndrom) und Trisomie 18 (Edwards-Syndrom) führen zu überdurchschnittlich hoher Sterblichkeit der Kinder vor und kurz nach der Geburt.

Bildzeilen

  • Frank Bartelniewöhner aus Bethel ist begeisterter Judoka. Foto: Christian Weische / v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel
  • Charlotte Beckmann aus Bethel spielt gern Posaune. Foto: Paul Schulz / v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel