Menschennah | Geschichten aus Bethel
Fröhlich im warmen Wasser plantschen
Freitagmorgen, 8.30 Uhr. In Bethel machen sich sieben Kinder aus der Mamre-Patmos-Schule mit ihren Lehrern auf den Weg durch die Ortschaft. Auf zum Schwimmbad! Für viele scheint das eine ganz alltägliche Situation zu sein. Schwimmen? Das gehört ja zum Sportunterricht. Doch für die Mädchen und Jungen dieser Förderschule ist es das nicht. Sie haben schwere geistige und körperliche Behinderungen. Öffentliche Schwimmbäder könnten sie kaum besuchen. Das kleine Bad in Bethel macht es ihnen hingegen einfach, sich an das Wasser zu gewöhnen und die Zeit zu genießen.
Sandro ist elf Jahre alt. Der fröhliche Junge sitzt im Rollstuhl, denn gehen oder selbstständig stehen kann er nicht. Aber neugierig gucken. Vielleicht auch ein wenig skeptisch, denn es ist sein erster Besuch im Schwimmbad. Sein Rolli darf nicht mit bis an den Beckenrand. Und so wird Sandro auf einer Pflegeliege geschoben. Dann trägt seine Lehrerin Julia Wohlers ihn behutsam zum Wasser. Sandro schaut aufmerksam: Was wohl passiert? »Wir gehen jetzt schwimmen«, sagt Julia Wohlers und gleitet vorsichtig in das fast 34 Grad warme Element. Als Sandro nass wird, zögert er einen Moment, doch dann breitet sich sein Lächeln immer weiter aus, bis er über das ganze Gesicht strahlt. Pures Glück.
Seit fast 30 Jahren besuchen Betheler Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen das Schwimmbad. Das rund vier mal sieben Meter große Becken hat beste Bedingungen für den Unterricht mit schwerstbehinderten Kindern und Jugendlichen. »Wir haben eine hohe Wassertemperatur, die sich positiv auf den Körper auswirkt und dabei hilft, sich zu entspannen «, erklärt Klaus-Hermann Bunte, Leiter der Mamre-Patmos-Schule. Auch der hydraulische Hubboden sei perfekt für die Kinder. Mit ihm kann die Tiefe des Beckens flexibel auf die Körpergröße eingestellt werden. So können alle das Becken angstfrei betreten.
Die Wassergewöhnung in dem beschützten Rahmen ist für unsere Schüler sehr wichtig. In öffentlichen Schwimmbädern wären sie hoffnungslos verloren, weil die Größe und die Atmosphäre sie überfordern", sagt der Pädagoge. Deshalb sei es für die Kinder ein Segen, dass das kleine Schwimmbad aus dem Jahr 1982 saniert werden konnte. Dank Spenden war es möglich, das Wasserbecken auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. Dafür musste die komplette Schwimmbadtechnik erneuert werden. Auch ein Liftersystem wurde angeschafft. Mit ihm können selbst schwere Menschen mit körperlichen Behinderungen, mühelos ins Wasser gehoben werden.
Für Sandro und seine Mitschülerinnen und Mitschüler ist das Bad eine absolute Sternstunde im Unterrichtsplan. Sandros Zögern ist wie weggeblasen. Ausgelassen patscht er mit den Armen auf die Wasseroberfläche und freut, dass die Tropfen in alle Richtungen spritzen. Auch die anderen Kinder springen immer wieder vergnügt aus dem Wasser hoch, tauchen unter und üben erste Schwimmbewegungen. »Es ist toll zu sehen, welches Selbstvertrauen die Kinder gewinnen und wie frei sie sich bewegen. Das ist ein Schritt Richtung Selbstbestimmung«, sagt Julia Wohlers. Sie kehrt heute mit sehr glücklichen Kindern zurück in die Mamre-Patmos-Schule.
Text: Elena Sandbothe | Fotos: Christian Weische
Diese Geschichte einfach gesprochen
Sandro ist elf Jahre alt. Der fröhliche Junge sitzt im Rollstuhl. Gehen oder selbstständig stehen kann er nicht. Aber neugierig gucken. Vielleicht auch ein wenig skeptisch. Denn es ist sein erster Besuch im Schwimmbad. Ein kleines Becken in Bethel macht es ihm einfach, sich an das Wasser zu gewöhnen.
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Angebot & Leistungen
Das Jabbokbad hat aufgrund seiner übersichtlichen Räumlichkeiten, der hohen Wassertemperatur, dem hydraulischen Hubboden sowie der guten Ausstattung beste Rahmenbedingungen für die Wassergewöhnung von Menschen mit Behinderungen. Schulen, Vereine und Familien können die Schwimmhalle mieten. Um die Organisation der Belegung kümmert sich die Mamre-Patmos-Schule in Bethel.