Sonja Schüler und Benjamin Stücke stehen an der Bar und lächeln in die Kamera

Menschennah | Geschichten aus Bethel

Küchenfee im Plan B

Burger belegen, Salate anrichten, Geschirr abwaschen –  das alles zügig und am besten zeitgleich. Die meisten Menschen würden ganz schön ins Schwitzen kommen, nicht so Sonja Schüler. Ruhig und konzentriert arbeitet sie eine Bestellung nach der anderen ab. Seit vergangenem Herbst ist die 38-Jährige als Beiköchin auf einem Betriebsintegrierten Arbeitsplatz in der Bar „Plan B“ im Bielefelder Westen beschäftigt.

„Die Arbeit in der Küche macht mir richtig Spaß“, betont Sonja Schüler. Das offene Team, die wiederkehrenden Abläufe und das freundliche Betriebsklima hätten es ihr leichtgemacht, sich schnell einzugewöhnen. Auch ihre Chefin und ihr Chef sind sehr zufrieden mit ihrer Leistung. „In der Küche ist schon ordentlich Dampf, aber Sonja meistert das toll“, bestätigt Bar-Besitzer Benjamin Stücke. Er kenne ausgebildete Köche, die nicht so gut strukturiert seien. „Es ist alles eine Frage der Organisation“, verrät diese ihr Konzept.

Sonja Schüler steht in der Küche und lächelt in die Kamera.
»Die Arbeit in der Küche macht mir richtig Spaß.«
Sonja Schüler

Die Bielefelderin hat sogar schon einen Schlüssel für die Kneipe, sodass sie am Nachmittag alles in Ruhe für den abendlichen Betrieb vorbereiten kann: Sie wischt das Lokal, macht die Tische fertig, überprüft die Bestände, geht einkaufen, schnippelt Gemüse, rührt Dips an. „Ich mache das, was anfällt.“ Am Abend unterstützt sie den Koch bei der Zubereitung der Speisen – von Schnitzel, Burger und Pommes über Chili con Carne bis hin zu Wrap und Falafel.

Zuvor arbeitete Sonja Schüler für den Stiftungsbereich proWerk am Empfang im Dankort in der Ortschaft Bethel. Sie war Ansprechpartnerin für Besucherinnen und Besucher und kümmerte sich um Getränke- und Kaffeebestellungen. „Ich habe das gerne gemacht, aber es war an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren.“ Also ergriff die Hobby-Köchin die Initiative und meldete sich beim Bielefelder Aktionsbündnis Inklusion für ein Praktikum. In dem Netzwerk engagiert sich neben verschiedenen Partnern aus Bethel auch das Plan B. Beim großen Stadtfest „Leineweber Markt“ im vergangenen Frühjahr unterstützte Sonja Schüler erstmals das Thekenteam.

Leuchtreklame-Schild von der Bar
Barregal mit Flaschen
Sonja Schüler schneidet in der Küche Feta-Käse in Scheiben.

„Wir sind alle ins kalte Wasser gehüpft, denn wir wussten ja nicht, was uns erwartet“, blickt Benjamin Stücke zurück. Allerdings liegt dem ehemaligen Heilerziehungspfleger viel daran, inklusive Projekte zu unterstützen. Sonja Schüler erlebte er von Anfang an als sehr motiviert und engagiert. Aus dem Ein-Tages-Praktikum ist schließlich ein Betriebsintegrierter Arbeitsplatz geworden. „Ich hatte keine Angst vor dem Schritt, weil ich weiß, dass ich jederzeit zurückkann“, erklärt die Beiköchin. Diese Gewissheit gebe ihr Sicherheit.

An ihre neuen Arbeitszeiten am Abend hat sich Sonja Schüler schnell gewöhnt. Dass sie nun Dienstag bis Samstag sowie an Feiertagen arbeite, störe sie nicht. „Dafür habe ich vormittags und an anderen Tagen frei“, so die emsige Enddreißigerin. Wichtig sei ihr vor allem, dass sie weiterhin im Werkstattrat und in der Integrativen Öffentlichkeitsarbeit im Dankort Bethel mitwirken könne. Denn auch, wenn ihr Arbeitsalltag nun außerhalb der Werkstätten stattfindet, möchte sie weiterhin am Leben in Bethel teilnehmen und dieses mitgestalten.

Text: Christina Heitkämper | Bild: Matthias Cremer

Diese Geschichte einfach gesprochen

Sonja Schüler arbeitet seit einigen Monaten als Beiköchin in einer Bar in Bielefeld. Es ist ein Betriebsintegrierter Arbeitsplatz. Das heißt: Sie übt eine Tätigkeit nicht in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen aus, sondern in einem Betrieb. Dabei wird sie von Bethel unterstützt. Der 38-Jährigen gefällt ihr neuer Job.

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Die Betriebsintegrierten Arbeitsplätze sind ein besonderes Angebot für Menschen mit Behinderungen und psychischen Beeinträchtigungen, die Interesse und die Fähigkeit haben, auf Arbeitsplätzen des allgemeinen Arbeitsmarktes in externen Unternehmen zu arbeiten. Sie bleiben weiterhin bei proWerk beschäftigt und haben feste Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner (Jobassistenz). 

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