Menschennah | Geschichten aus Bethel
Oh, du bunte Weihnachtszeit
Schwungvoll schüttelt Leonie eine Flasche mit rotem Glitzer. Funkelnde Pünktchen rieseln auf die Weihnachtskugel herab, die das sechsjährige Mädchen zuvor in einem satten Dunkelblau angemalt hat. Als sie fertig ist, erstrahlt Leonies Kugel für den Tannenbaum leuchtend rot. Blau sind nur noch ihre kleinen Finger. „Wer dieses Zimmer ohne Farbe und Glitzer verlässt, hat etwas falsch gemacht“, erklärt Ergotherapeutin Svenja Alf schmunzelnd.
In der Ergotherapie im Kinderzentrum Bethel können junge Patientinnen und Patienten ihrer Krankheit entfliehen. Für eine Weile werden Schmerzen oder Ängste vergessen. Mit Kreativität und Fantasie entsteht, was immer sich die Kinder wünschen. Für Leonie ist die Ergotherapie das Größte, weiß ihre Mutter Sonja Paschkowski. Am liebsten würde ihre Tochter das bunte Zimmer gar nicht mehr verlassen. Kneten, Basteln oder Malen – begeistert macht sie alles mit. Leonies Mutter ist gerührt, ihr kleines Mädchen so kurz vor Weihnachten wieder fröhlich zu sehen, denn hinter der Familie liegt eine schwere Zeit.
Angefangen hatte alles im November vergangenen Jahres: Leonie litt täglich unter Kopfschmerzen, die immer stärker wurden, begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Zunächst vermutete Sonja Paschkowski nur einen Infekt. „Im Winter ist das ja nichts Ungewöhnliches. Auch Migräne zog ich in Betracht“, erinnert sich die dreifache Mutter. Dann stand plötzlich die Welt still. Die Diagnose lautete: „Gehirntumor!“ Das war ein Riesenschock für die ganze Familie. Zeit, die schreckliche Nachricht zu verarbeiten, blieb nicht, denn der Tumor war bereits so groß wie ein Tennisball, und Metastasen hatten sich im Rückenmarkskanal gebildet. „Für uns kam nur das Betheler Krankenhaus in Frage“, sagt Sonja Paschkowski.
Es folgten Operationen und Chemotherapie. Es gab Rückschläge, aber das tapfere Mädchen mit den wachen Augen kämpfte sich Stück für Stück zurück ins Leben. Leonie musste vieles wieder neu lernen, wie das Laufen oder Sprechen. Aber sie verlor nie ihren Lebensmut und machte schnell Fortschritte. „Ihre Eltern haben sie sehr unterstützt und ermutigt. Ohne sie wäre Leonie heute noch nicht so weit“, ist sich die Betheler Ergotherapeutin Svenja Alf sicher. Als dem Mädchen von der Chemotherapie die Haare ausfielen, rasierte sich seine Mutter kurzerhand ebenfalls eine Glatze. Auch die Großeltern rasierten sich die Haare ab. Der Zusammenhalt in der Familie ist stark. Selbst Leonies achtjähriger Bruder und ihre vierjährige Schwester haben verstanden, dass Mama oder Papa oft im Krankenhaus bei Leonie sein mussten statt zuhause, berichtet Sonja Paschkowski. Im Elterncafé kamen sie und ihr Mann mit anderen Müttern und Vätern ins Gespräch. „Das hat uns sehr geholfen und Kraft gegeben. Zwischendurch wussten wir wirklich nicht mehr, wie wir mit der Krankheit und den Rückschritten umgehen sollten“, sagt sie ehrlich.
Ihre Tochter muss noch regelmäßig zu Untersuchungen und für die Chemotherapie ins Kinderzentrum Bethel. Leonie freue sich jedes Mal auf das Krankenhaus, weil alle so lieb zu ihr seien und sich herzlich um sie kümmerten. „Neulich musste ein Termin abgesagt werden, weil sie erkältet war. Sie war sehr traurig und hat sogar geweint“, erzählt Sonja Paschkowski. Auf Leonies Wunschzettel für Weihnachten steht in diesem Jahr ganz oben ein Spielzeug-Krankenhaus, damit sie die Krankenschwestern auf den Fluren begleiten und am Klinikalltag teilnehmen kann, wann immer sie möchte. Wie gut, dass ihre Eltern einen guten Draht zum Christkind haben. Das Geschenk ist schon verpackt.
Text: Christina Heitkämper | Fotos: Sarah Jonek
Diese Geschichte einfach gesprochen
Leonie liebt es, in der Ergotherapie im Kinderzentrum Bethel zu basteln und zu malen. Im vergangenen Jahr wurde bei ihr ein Gehirntumor diagnostiziert, aber Leonie hat tapfer dagegen angekämpft. Für Untersuchungen und Therapien muss sie noch immer ins Krankenhaus, aber sie freut sich darauf, weil alle dort so lieb zu ihr sind.
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Das Kinderzentrum im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) umfasst das gesamte Spektrum für junge Patientinnen und Patienten im Alter von 0 bis 18 Jahren. Ob Erkrankung oder Verletzung, ob akut oder chronisch, ob körperlich (somatisch) oder psychiatrisch – für sämtliche medizinischen Erfordernisse bietet das EvKB mit den ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten das individuell passende Behandlungskonzept.
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