Menschennah | Geschichten aus Bethel
Die Hausdame im Bethel-Hotel Bad Neuenahr-Ahrweiler
Gerade noch hat sie in der Lobby mit Handwerkern gesprochen. Jetzt trägt Jana Seifert schon soeben angelieferte Stühle ins Haus. Und gleich wird sie der Fotografin für Porträts zu dieser Geschichte zur Verfügung stehen. Die Hausdame des Bethel Hotel zum Weinberg in Bad Neuenahr-Ahrweiler hat auch an diesem Arbeitstag kurz vor der Eröffnung des Hauses Anfang Februar 2022 viele Aufgaben – und erledigt alle mit einem Lächeln auf den Lippen. Klar, wer wie sie im Service tätig ist, für den ist freundliches Auftreten professionelle Pflicht. Doch wer Jana Seifert kennen lernt, spürt schnell: Sie ist wirklich so.
Für die positive Ausstrahlung gibt es neben ihrem fröhlichen Wesen weitere Erklärungen. Beispielsweise den geglückten Jobwechsel. Nach 29 Jahren im Haus einer renommierten Hotel-Kette in Bad Neuenahr-Ahrweiler wollte die heute 46-jährige Mutter zweier erwachsener Kinder beruflich etwas Neues wagen. Vom Vorhaben Bethels, ein Inklusionshotel in der rheinland-pfälzischen Stadt zu eröffnen, erfuhr sie in der evangelischen Kirchengemeinde, in der sie als Presbyterin aktiv ist. „Ich habe dann erst mal gegoogelt“, erinnert sie sich: „Was ist Bethel? Und was ist ein Inklusionshotel?“
Die Antworten überzeugten Jana Seifert. „Der kirchliche Bezug Bethels ist mir ganz wichtig“, betont sie, „denn ich bin sehr gläubig.“ Auch das Konzept eines inklusiven Hauses gefällt ihr. „So kann ich mein kirchliches und soziales Engagement mit meinem Beruf verbinden“, sagt sie: „Ich helfe gern, höre gern zu, begleite Menschen gern. Und ich habe im Umgang mit Menschen mit Behinderungen keine Berührungsängste.“ Rund 40 Prozent der Belegschaft des Hotels sind Mitarbeitende mit Beeinträchtigungen.
Als Hausdame, die für die Hygiene und Sauberkeit des Hotels und das Reinigungspersonal verantwortlich ist, gab es für Jana Seifert bei ihrem Einstieg Anfang August 2021 zunächst nichts zu tun. Das Gebäude befand sich zu diesem Zeitpunkt im Rohbau; zudem war Bad Neuenahr-Ahrweiler kurz zuvor vom Hochwasser verwüstet worden. Das Hotel blieb verschont und diente als Versorgungspunkt für Flutopfer. Jana Seifert packte in ihren ersten Arbeitswochen dort und im Kaffee- und im Wäschezelt vor dem Haus mit an. Und genauso in der Kirchengemeinde.
»Ich fühle mich hier längst richtig angekommen«
Erst später ging es an die Einrichtung des Hotels. Dass die Geschäftsleitung ihr die Verantwortung für Auswahl und Einkauf beispielsweise der Bettwäsche oder des Geschirrs übertrug, erstaunte Jana Seifert. „Ich habe das als Anerkennung empfunden“, sagt sie. Überhaupt sei es eine große Freude, die Entwicklung des Hauses von einer Baustelle zum fertigen Gästehaus aktiv mitgestalten zu dürfen.
„Draußen ist alles von der Flut zerstört, hier drin aber ist alles heil und neu“, sagt Jana Seifert. Obwohl das Haus, in dem sie selbst wohnt, nicht betroffen war, empfindet sie es so: „Das Hotel ist für mich eine schöne Blase, die mir einfach guttut. Ich fühle mich hier längst richtig angekommen.“ Noch so ein Punkt, der ihre Zufriedenheit und Freundlichkeit erklärt.
Text: Philipp Kreutzer | Foto: Sarah Jonek / Christian Weische
Diese Geschichte einfach gesprochen
Jana Seifert arbeitet im neuen Bethel Hotel zum Weinberg in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Sie ist für die Sauberkeit im Haus zuständig. 40 Prozent der Mitarbeitenden im Haus sind Menschen mit Beeinträchtigungen. Das findet Jana Seifert gut. Sie hilft gern und hört gern anderen zu. Ihre Arbeit macht ihr viel Freude.
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Bethel Hotel zum Weinberg
Hauptstraße 62
53474 Bad Neuenahr- Ahrweiler
Das Hotel ist:
Inklusiv: Mindestens 40 Prozent der Mitarbeitenden sind Menschen mit Behinderungen. Es ist damit in der Region ein Angebot mit besonderem Profil.
Gastfreundlich: Unser Hotel-Team arbeitet gemeinsam dafür, dass sich alle Gäste bei uns wohlfühlen.
Barrierefreiheit ist in der Gestaltung des Hotels der Leitgedanke: Für unsere Gäste wie auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.