Denis in der Klangwiege

Menschennah | Geschichten aus Bethel

In der Klangwiege fühlt Denis sich wohl

Behutsam legt Cristina Potop ihren Sohn in eine Wiege. Das winzige Bettchen sieht schlicht aus, ist aber etwas ganz Besonderes. Auf seiner Unterseite entpuppt es sich als Saiteninstrument. Andrea Oelmann bringt es zum Klingen und Schwingen. Die Musiktherapeutin im Betheler Kinderzentrum setzt die Klangwiege gern bei ihrer Arbeit mit zu früh geborenen Kindern ein – wenn es die gesundheitliche Entwicklung der kleinen Patienten zulässt.

Therapeutin mit Denis in Klangwiege

Denis ist inzwischen so weit. Er kann eigenständig atmen. Er ist tüchtig gewachsen und hat zugenommen. Er braucht keine Sonde mehr, sondern kann von seiner Mutter gestillt werden. Doch zuvor mussten hohe Hürden bewältigt werden. Denn als Denis viel zu früh auf die Welt kam, wog er nicht einmal 500 Gramm. Das war in der 23. Schwangerschaftswoche. Kurz vorher konnte noch im Mutterleib eine Spritze für seine Lungenreifung gesetzt werden, als klar war, dass ein Kaiserschnitt unvermeidlich wird. Denn das Leben der Mutter war in Gefahr. „Gott und die Ärzte in Bethel haben dann meinen Sohn gerettet“, sagt Cristina Potop. Sie strahlt vor Glück, weil sich ihr Kind in den langen Monaten zwischen Bangen und Hoffen, durch alle Krisen hindurch so gut entwickelt hat.

Mutter hält Baby im Arm.
»Gott und die Ärzte in Bethel haben dann meinen Sohn gerettet.«
Cristina Potop

Sanfte, harmonische Klänge schweben jetzt durch den Raum. Die Warnglocken der medizinischen Geräte, das Rauschen der Klimaanlage, die gedämpften Schritte auf dem Krankenhausflur, alles tritt in den Hintergrund. Das Summen der Musiktherapeutin und die fast sphärischen Melodien verfehlen ihre Wirkung nicht. Der kleine Denis öffnet die Augen und rekelt sich. Er hebt Arme und Beinchen. Streckt alle Finger aus. Ganz wach und entspannt wirkt er. Nicht nur die Musik kann er wahrnehmen, sondern auch die Schwingungen der Töne, die das Holz der Wiege vibrieren lassen.

Andrea Oelmann beobachten Denis in der Wiege.

„Es geht darum, dem Kind Halt, Sicherheit und Geborgenheit zu schenken. Kleine Melodien, die sich wiederholen, tun ihm gut“, sagt Andrea Oelmann. Auch für die Eltern von Frühgeborenen sei das wichtig. „Sie können sich in die Musik fallen lassen und den Gedankenkreisel für einen Moment stoppen. Jede schöne Situation stärkt die Bindung zwischen Mutter, Vater und Kind“, weiß die Therapeutin, die schon viele Jahre in Bethel auf der Gynäkologie und den Stationen für Frühgeborene arbeitet. Musiktherapie kann dank Spenden finanziert werden. Sie ergänzt die hochspezialisierte medizinische Versorgung und eine entwicklungsfördernde Pflege.

Schon früh wurde sie in Bethel eingesetzt. Was Eltern gespürt und Mediziner beobachtet haben, scheint sich inzwischen auch wissenschaftlich belegen zu lassen. Studien weisen darauf hin, dass sich die Kinder mit der begleitenden Therapie besser entwickeln. Sie senkt den Stress. Verbessert die Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung. Die Kinder können sogar schneller aus der Klinik entlassen werden. „Bald kann auch mein kleiner Schatz mit nachhause. Endlich“, freut sich Cristina Potop. Dort erwartet ihn nicht nur sein Papa, sondern auch sein zwei Jahre alter Bruder und ganz viel Liebe.

 

Text: Heike Lepkojis | Fotos: Christian Weische

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Denis kam viel zu früh auf die Welt und wog nicht einmal 500 Gramm. Inzwischen hat er zugenommen und ist gewachsen. Er kann eigenständig atmen. Ergänzend zur medizinischen Versorgung und der Pflege gibt es Musiktherapie im Kinderzentrum Bethel. Bei Frühgeborenen setzt die Therapeutin gerne die Klangwiege ein. Darin fühlt Denis sich wohl.

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