Menschennah | Geschichten aus Bethel

Torsten Seligmann wird immer selbstständiger

Eingekauft hat er schon, und gleich will sich Torsten Seligmann um die Wäsche kümmern. Nicht nur um seine eigene, sondern auch um diejenige seines Mitbewohners. Mit ihm lebt der Mann, der eine psychische Erkrankung hat, im neuen Apartmenthaus der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal im brandenburgischen Königs Wusterhausen. Dort hat der 41-Jährige eine Selbstständigkeit entwickelt, die ihm in seiner früheren Umgebung nicht möglich gewesen wäre.

Bis vor einem Jahr wohnte Torsten Seligmann in einem Heim der Sozialpsychiatrischen Rehabilitation der Asklepios-Kliniken in Teupitz, etwa 25 Kilometer von Königs Wusterhausen entfernt. In der Einrichtung wurde er zwar mit Speisen und Getränken gut versorgt und hatte einen kurzen Weg zu den tagesgestaltenden Angeboten im Haus. Doch diese Vorzüge hatten eine problematische Kehrseite: Abgesehen von den monatlichen Besuchen bei seinen Eltern kam Torsten Seligmann kaum mit der Welt außerhalb der Klinik in Kontakt. Selbstständigkeit? Fehlanzeige!

Torsten Seligmann steht im Türrahmen.
»Ich fühle mich hier wohl.«
Torsten Seligmann

Inzwischen ist das anders. Torsten Seligmann fährt an jedem Werktag mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Lübben im Spreewald, wo er in der Beschäftigungstagesstätte „Zum Schober“ in der Korbflechterei tätig ist. Er lebt mitten in der Stadt statt auf einem Klinikgelände. Und er bewohnt nun nicht mehr ein Krankenhauszimmer, sondern ist Mieter eines Apartments mit Küche und Bad. „Ich fühle mich hier wohl“, sagt Torsten Seligmann und berichtet zufrieden vom Zusammenleben mit seinem Mitbewohner: „Wir kaufen ein, teilen uns die Lebensmittel und helfen uns gegenseitig. Er wäscht ab, ich trockne ab.“ Selbstständigkeit? Mittlerweile vorhanden!

Außenaufnahme des Gebäudes

Torsten Seligmann ist einer von 31 Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, die in dem barrierefreien Haus 23 Einzel- und 4 Doppelapartments bewohnen. Außerdem stehen ihnen eine Küche und eine ebenso großzügige Dachterrasse zur Verfügung. Im Erdgeschoss befinden sich die Räumlichkeiten des 42-köpfigen multiprofessionellen Teams, das bei Bedarf assistiert.

„Leben wie du und ich, aber mit Unterstützungsleistungen – das ist das Konzept“, verdeutlicht Stefan Stenzel, Psychologe und therapeutischer Leiter des Wohnangebots. Yvonne Hain, Verbundleiterin Süd-Ost der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal und damit auch für das Haus in Königs Wusterhausen zuständig, spricht von einer „geschützten Realität“ für die dort lebenden Menschen: „Sie haben die Möglichkeit, rauszugehen und in Kontakt mit Menschen und Themen zu kommen. So erhalten sie einen anderen Blick auf die Dinge und entwickeln Perspektiven für sich selbst.“

Mandy Richter und Stefan Stenzel

Mandy Richter und Stefan Stenzel leiten das Wohnangebot.

Torsten Seligmann sitzt auf seinem Bett.

Torsten Seligmann lebt seit einem Jahr im Apartmenthaus in Königs Wusterhausen.

In Torsten Seligmanns Apartment läuft mittlerweile die Waschmaschine. Gleich hat er einen Termin mit Ergotherapeutin Nina Finke, um die Einkäufe und die Zubereitung der Speisen der kommenden Tage zu besprechen. Dafür benötigt er noch Unterstützung. Insgesamt aber kommt Torsten Seligmann auf seinem Weg zu mehr Selbstständigkeit gut voran. Sogar so gut, dass er bei der nächsten Wahl für den Mieterbeirat des Hauses kandidieren möchte. 

 

Text: Philipp Kreutzer | Fotos: Frederic Schweizer

Diese Geschichte einfach gesprochen

Torsten Seligmann lebte früher in einem Heim eines Krankenhauses. Vor einem Jahr ist er umgezogen. Er lebt jetzt in dem Ort Königs Wusterhausen bei Berlin in einem neuen Haus von Bethel. Dort wohnen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Er hat einen Mitbewohner. In seinem neuen Zuhause fühlt er sich viel wohler als im früheren.

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Kontakt

Hoffnungtaler Stiftung Lobetal
Königs Wusterhausen - Lobetal Wohnen
Fontaneplatz 12a
15711 Königs Wusterhausen

Zur Website der Einrichtung

Angebote & Leistungen

Der Standort König Wusterhausen bietet eine besondere Wohnform für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Zum Angebot gehören umfängliche psychosoziale, sozialraumorientierte Leistungen im Rahmen der Teilhabe u.a. in den Bereichen Mobilität, Kommunikation, Selbstversorgung und häusliches Leben. 

Menschennah

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