Menschennah | Geschichten aus Bethel

„Unsere Räder sind echte Hingucker“

Unzählige ausgediente Drahtesel unterschiedlichster Bauweise und Fabrikate reihen sich in der Fahrrad-Upcycle-Werkstatt in Bernau dicht aneinander. Direkt neben der bunten Ansammlung stehen die Ergebnisse liebevoller Aufbereitung: frisch lackierte „Lobetaler Upcycler“. „Es ist toll, wie die Kunden sich freuen, wenn sie diese Räder sehen“, erzählt der Werkstatt-Beschäftigte Maik Räntsch.

Zwei Männer reparieren ein Fahrrad

Der 38-Jährige ist einer von insgesamt zwölf psychisch erkrankten Menschen, die in der Werkstatt der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal im Rahmen beruflicher Rehabilitation alte Fahrräder restaurieren. „Wir bereiten zum Beispiel die originalen Chromteile und die Schaltung auf. Außerdem wird der Rahmen mit einer Farbe nach Kundenwunsch pulverbeschichtet“, berichtet Maik Räntsch, während er an einem Zentrierständer eine „Acht“ aus einer Felge zieht. „Das ist eine recht fummelige Angelegenheit“, bemerkt er lächelnd.

Maik Räntsch gefällt die oft kniffelige Montage. „Das Schrauben macht mir Spaß, und ich kann hier ohne Stress arbeiten“, sagt der Beschäftigte, der bis zu seiner Erkrankung unter anderem als Maurer und Fliesenleger tätig war. Werkstattgruppenleiter Nico Kleikamp betont, wie wichtig eine behutsame Belastung der Beschäftigten ist. „Zeitdruck ist das, was psychisch erkrankte Menschen am wenigsten gebrauchen können, wenn sie an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden“, erklärt er. Jeder Beschäftigte werde individuell nach seinen Fähigkeiten und Vorlieben gefördert.

Sichtbare Erfolgserlebnisse

Die Anforderungen beim Fahrrad-Upcycling sind vielfältig. Bei einigen Arbeiten steht handwerkliches Geschick, bei anderen Ausdauer und Beharrlichkeit im Vordergrund. Am Ende gibt es ein sichtbares Erfolgserlebnis, mit dem sich die Beschäftigten der Werkstatt identifizieren.

Maik Räntsch bringt ein Pedal an
»Das Schrauben macht mir Spaß, und ich kann hier ohne Stress arbeiten«
Maik Räntsch
Rosa Fahrradrahmen mit Logo

Maik Räntsch gefällt zudem der Nachhaltigkeits-Gedanke beim Upcycling. „So landet keines der Räder auf dem Schrott“, sagt er. Anders als beim Recycling, wo ein Produkt zur Wiederverwendung in seine Ausgangsstoffe zerlegt wird, bleibt es beim Upcycling nicht nur erhalten, sondern wird komplett aufgearbeitet. So werden von den Rädern unter anderem Schaltung, Elektroanlage, Beleuchtung und Rahmen überholt oder ersetzt. Zum Schluss bekommen alle Fahrräder als markantes Alleinstellungsmerkmal eine hölzerne Transportkiste mit dem Lobetal-Logo auf den Vorderradgepäckträger montiert. „Wenn sie fertig sind, sind unsere Räder echte Hingucker“, findet Maik Räntsch.

Text: Gunnar Kreutner | Fotos: Christian Weische

Diese Geschichte einfach gesprochen

Maik Räntsch arbeitet in einer Fahrrad-Werkstatt in Bernau. In der Werkstatt sind Menschen mit psychischen Erkrankungen beschäftigt. Sie werden so gefördert, dass sie möglichst wieder auf dem normalen Arbeitsmarkt arbeiten können. In der Werkstatt werden alte Fahrräder repariert und erneuert. Maik Räntsch gefällt das.

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Kontakt

Hoffnungstaler Stiftung Lobetal
Fahrrad-Upcycle-Werkstatt
Ulitzkastraße 1
16321 Bernau

03338 768971

Zur Website der Einrichtung

Angebote & Leistungen

In der Fahrrad-Upcycle-Werkstatt arbeiten Menschen mit psychischen Erkrankungen. Hier werden ausgediente Räder komplett aufgearbeitet, lackiert und mit einer Transportkiste ausgestattet. 

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