Debora Cici Rumahorbo reicht einem Klienten einen Becher an.

Menschennah | Geschichten aus Bethel

Empathie ist ihr Erfolgsrezept

„Kartoffeln. Hier gibt es so oft Kartoffeln“, antwortet Debora Cici Rumahorbo auf die Frage, woran sie sich in Deutschland nur schwer gewöhnen kann. Sie lacht und erzählt vom Klischee über deutsches Essen, das sich im Ausland hartnäckig hält. Abgesehen von der nicht geteilten Vorliebe für Erdäpfel fühlt sich die junge Frau, die vor drei Jahren aus einer kleinen Stadt in Indonesien nach Ostwestfalen kam, aber sehr wohl in Deutschland.

Behutsam hebt Debora Cici Rumahorbo den Kopf einer Klientin an und führt langsam die Trinkflasche an ihren Mund. Fürsorglich tupft sie die Mundpartie mit einem Tuch ab. Mit viel Empathie und Feingefühl kümmert sich die 22-Jährige um die Bewohnerinnen und Bewohner im Haus Enon. In der Einrichtung in Bielefeld-Bethel leben Menschen mit komplexen Behinderungen. Die Indonesierin unterstützt diese als Pflegehelferin bei alltäglichen Verrichtungen, wie der Körperpflege und Nahrungsaufnahme. Zuvor war sie hier bereits als Betheljahr-Teilnehmerin im Einsatz.

„Ich habe sehr viel in meinem Betheljahr gelernt“, berichtet Debora Cici Rumahorbo, die mit 19 Jahren als Au-Pair nach Deutschland kam. Gemeinsam mit anderen jungen Menschen aus aller Welt startete sie im Herbst 2022 in ihr Freiwilliges Soziales Jahr in Bethel. „Das war eine schöne Zeit: Ich habe Teilnehmer aus anderen Ländern kennengelernt. Wir haben zusammengewohnt, uns gegenseitig geholfen und ermutigt“, blickt sie zurück. „Wir waren alle in derselben Situation – weit weg von Zuhause.“ Auch mit den deutschen Betheljahr-Teilnehmenden freundete sie sich schnell an. Tipps für den Alltag bekamen die jungen Erwachsenen aus dem Ausland in Workshops von der Freiwilligenagentur Bethel.

»Wir waren alle in derselben Situation – weit weg von Zuhause.«
Debora Cici Rumahorbo

Die größte Hürde für Debora Cici Rumahorbo war anfangs die Sprache. „Das war für die Klientinnen und Klienten allerdings kein Problem, weil die Kommunikation ohnehin eher nonverbal stattfindet“, erklärt Bereichsleiterin Anika Gohdes. Mit ihrer freundlichen Art habe ihr Team die junge Frau schnell ins Herz geschlossen. „Sie hat eine tolle Entwicklung gemacht. Sie ist interessiert und fragt nach, das kommt bei den Kolleginnen und Kollegen gut an.“ Im Haus Enon gebe es einen großen zwischenmenschlichen Zusammenhalt, betont Anika Gohdes. Das bestätigt auch die Pflegehelferin: „Die Deutschen sind sehr offen und hilfsbereit.“

Als Debora Cici Rumahorbo vor drei Jahren alleine nach Europa aufbrach, machten sich ihre Eltern Sorgen. „Aber es war mein großer Wunsch“, unterstreicht sie. In Deutschland gebe es bessere berufliche Möglichkeiten. Im Herbst wird auch ihre kleine Schwester am Betheljahr international teilnehmen. Bei ihr seien die Mutter und der Vater nun sehr viel beruhigter, hat Debora Cici Rumahorbo beobachtet. „Jetzt sagen sie nur: Halte dich an deine ältere Schwester, die kennt sich aus.“

Trotz der großen Entfernung hat Debora Cici Rumahorbo ein enges Verhältnis zu ihrer Familie. Eine dauerhafte Rückkehr in ihre Heimat kann sie sich vorerst nicht vorstellen. Auch ein Urlaub muss noch warten, denn jetzt beginnt sie eine Ausbildung als Medizinische Fachangestellte. Im Haus Enon wird die beliebte Kollegin das Team weiterhin an Wochenenden unterstützen. „Wir wollen Debora nicht mehr missen“, so die Leiterin.

Text: Christina Heitkämper | Bild: Matthias Cremer

Diese Geschichte einfach gesprochen

Debora Cici Rumahorbo kam mit 19 Jahren aus Indonesien nach Deutschland. Sie arbeite zunächst als Au-Pair bei einer Familie. Im Anschluss machte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in Bethel, das Betheljahr. Die Arbeit im Haus Enon in Bielefeld gefiel ihr so gut, dass sie nach dem Betheljahr als Pflegehelferin dort weiterarbeitet.

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Das Betheljahr

Das Betheljahr ist ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Bethel. Es ist als Orientierungsjahr zwischen Schule und Beruf ausgerichtet. Die Lern- und Erfahrungsbereiche Persönlichkeitsentwicklung und Berufsorientierung bilden die inhaltlichen Schwerpunkte des Betheljahres. Seit 11 Jahren gibt es das „Betheljahr international“. Pro Jahrgang nehmen etwa 25 junge Menschen aus aller Welt teil. Zu den Angeboten gehören neben Sprachkursen und Seminaren auch Workshops und Freizeitaktivitäten.

Kontakt

Haben wir Ihr Interesse an einem FSJ in Bethel geweckt? Hier ist unsere Freiwilligenagentur zu erreichen:

Freiwilligenagentur Bethel
Grete-Reich-Weg 13
33617 Bielefeld

0521 144-3087

0800 23 84 355

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