Menschennah | Geschichten aus Bethel
Zaubern ist sein magisches Handwerk
Zaubern ist seine Leidenschaft, staunende Zuschauerinnen und Zuschauer seine Motivation. Wenn der Vorhang aufgeht und Lutz Ermshaus mit einem breiten Grinsen vor dem Publikum steht, taucht der Wundmanager des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB) in Bielefeld in die Welt der Magie ein. Große Augen und viele Fragen der Gäste sind in seiner Cella Magica dann vorprogrammiert.
Mit der Cella Magica hat sich der EvKB-Mitarbeiter und semiprofessionelle Zauberkünstler 2012 einen Lebenstraum erfüllt. Der Zauberraum im Keller seines Wohnhauses wurde vom Magischen Zirkel von Deutschland sogar offiziell als „Magischer Ort“ ausgezeichnet. „Als wir gebaut haben, hat sich meine Frau gefreut, dass ich endlich meinen Zauberkram aus dem Wohnzimmer in den Keller verlegen konnte. Statt eines Abstellraums kam mir die Idee eines Zauberraums mit eigener Bühne", sagt Lutz Ermshaus und fügt nicht ohne Stolz hinzu: „Die Cella Magica ist einzigartig in Deutschland.“
Angefangen hat seine Leidenschaft für Zauberei und Magie allerdings schon im Alter von 14 Jahren in der „Zirkus-AG“ seiner Oerlinghausener Schule. Feuerspucken und Pantomime waren der Beginn einer Faszination, die ihn nie mehr losgelassen hat. Wichtig ist ihm, dass seine Familie von Anfang an hinter ihm stand. Denn seit mehr als zehn Jahren schreiten im Haus Ermshaus etwa einmal im Monat 20 bis 30 Gäste über einen roten Teppich in die Cella Magica. Dabei steht der Vorsitzende vom Ortszirkel Bielefeld neben diversen externen Auftritten in Theatern oder bei privaten Veranstaltungen nur einmal im Jahr selbst auf seiner Bühne. Denn viele seiner befreundeten Zauberer aus ganz Deutschland wollen einmal in der einzigartigen Clubatmosphäre der Cella Magica auftreten. Zweimal 45 Minuten Unterhaltung stehen dann auf dem Programm: „Ein Publikum so lange bei Laune zu halten ist schon eine Herausforderung“, gibt der EvKB-Mitarbeiter zu.
Eine gute Vorbereitung auf die Tisch- und Bühnenzauberei mit magischen Karten, Gummibändern oder Feuer ist da sehr wichtig. Die einzelnen Tricks haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und sind selbst für einen erfahrenen Zauberer manchmal nicht leicht zu beherrschen. „Manche lerne ich ganz schnell, für andere brauche ich drei Jahre“, sagt der 48-Jährige. Er vergleicht die Zauberei gerne mit dem Erlernen eines Musikinstruments: "Man hat viele Möglichkeiten, dass andere einen weiterbringen, aber üben muss man selbst."
Um seine Zaubershows zu perfektionieren, musste sich Lutz Ermshaus vor dem Üben in Bereiche wie Psychologie einlesen. „Man beschäftigt sich mit der Schauspielkunst und entwickelt ein Bewusstsein dafür, wie man auf Menschen wirkt.“ Wenn er das Publikum mit gelungenen Tricks zum Staunen bringt, erkennt der Magier immer wieder Parallelen. „Es gibt die technisch Interessierten, die grübeln und meine Tricks hinterfragen. Die anderen wollen einfach nur genießen und sich verzaubern lassen.“ Die Fragezeichen über den Köpfen der Zuschauer, gepaart mit dem positiven Feedback, lösen bei Lutz Ermshaus auch nach 40 Jahren im Zaubergeschäft noch Gänsehaut aus: „Ich erzähle zu den Tricks immer die Geschichten dahinter und möchte damit Emotionen transportieren. Denn Magie entsteht in den Köpfen der Menschen.“
Manchmal kommt aber auch ein Meister der Magie an seine Grenzen. „Ich besitze ein unsichtbares Kartenspiel, das ich verlegt habe und noch nicht wiedergefunden habe“, gesteht Lutz Ermshaus und lacht.
Text: Simon Steinberg | Fotos: Matthias Cremer
Diese Geschichte einfach gesprochen
Lutz Ermshaus arbeitet als Wundmanager im Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld. In seiner Freizeit zaubert er gerne. In seinem Keller hat er einen Zauberraum eingerichtet. Dort führen er und andere Magier aus ganz Deutschland regelmäßig ihre Zaubertricks vor Publikum vor.