Menschennah | Geschichten aus Bethel
Sein Antrieb ist die Veränderung
Zupackend, engagiert, voller Veränderungsdrang – so würden Wegbegleiter Ulrich Mönkedieck wohl beschreiben. Dabei sagt er über sich selbst: „Ich bin der faulste Mensch der Welt.“ Er wolle es sich einfach machen, deshalb erledige er Dinge direkt, erläutert er. Der Pflegerische Leiter der psychiatrischen Station A3 im Evangelischen Klinikum Bethel ist pragmatisch – damit ist er 45 Jahre seines Berufslebens in Bethel gut gefahren.
Als der damals ungelernte Pflegehelfer Ulrich Mönkedieck nach dem Zivildienst in Bethel Ende der 1970er-Jahre ins Berufsleben einstieg, war vieles in der deutschen Psychiatrielandschaft noch anders. „Es gab die Kollegen, die mit riesigem Schlüsselbund auf dem Flur klackerten und die Pfleger als Stationswächter gesehen haben“, erinnert er sich. Patienten seien über Tage ins „Stübchen“ eingeschlossen und sich selbst überlassen worden. „Ich lernte noch die klassisch geschlossene Station kennen.“ Der Pflegeberuf gefiel ihm, die Einstellung gegenüber den Patienten weniger. Seine Vorstellung, wie psychiatrische Pflege aussehen sollte, war schon damals eine andere.
Er machte eine Ausbildung zum Sozial- und Milieupädagogen. „Ich wollte mich mit den Umständen nicht zufriedengeben und suchte Verbündete.“ Damit war er nicht allein. Die Psychiatrie in Bethel befand sich im Umbruch. „Die 1980er- und 1990er-Jahre waren sehr spannende Zeiten.“ Mit Dr. Niels Pörksen kam 1984 ein prägender Kopf der Psychiatrie-Reform. Er brachte sozialpsychiatrische Elemente mit ein und entwickelte neue Strukturen – trotz Gegenwind aus Bethel.
Einige Jahre später gab es keine geschlossenen Stationen mehr im Krankenhaus. Die Patienten wurden in Behandlungsentscheidungen mit einbezogen. „Das war revolutionär“, so Ulrich Mönkedieck. Es habe aber auch Kollegen gegeben, die den Veränderungen kritisch gegenüberstanden. „Mir war klar, wenn ich etwas ändern möchte, dann muss ich Stationsleiter werden und mir mein Team selber zusammenstellen.“
Seit über 30 Jahren ist Ulrich Mönkedieck nun Pflegerischer Stationsleiter. Er bevorzugt einen demokratischen Führungsstil: „Jeder im Team soll seine Ideen einbringen.“ Konflikte gebe es natürlich, das sei schließlich normal. Aber ihm liege viel daran, Probleme frühzeitig zu lösen. „Mir ist wichtig, dass die Pflege selbstbewusst auftritt und die Hierarchien möglichst flach sind“, so Ulrich Mönkedieck. Mit der Ärztlichen Stationsleiterin, Dr. Georgeta Dembski, arbeitet er seit 13 Jahren eng zusammen. Die Oberärztin schätzt den Kollegen sehr. „Er ist ein guter Menschenkenner.“ Das Team werde ihn sehr vermissen. Denn im August wird der langjährige Bethel-Mitarbeiter in den Ruhestand gehen.
Ulrich Mönkedieck freue sich auf die neue Lebensphase. Die Arbeit werde ihm nicht fehlen, wohl aber die Kolleginnen und Kollegen. Er sei nach über 40 Jahre im Job müde. Gerade die vergangenen Jahre in der Pandemie seien kräftezehrend gewesen. „Ich würde den Beruf trotzdem immer wieder wählen, denn ich kann mir keine andere Arbeit vorstellen, bei der man so viele positive Rückmeldungen bekommt“, betont er. Für Pflegepersonal sei die Psychiatrie attraktiv, weil man mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten habe als in anderen Bereichen. Was er in Zukunft mit seiner freien Zeit anfangen wird, darüber mache sich Ulrich Mönkedieck noch keine Gedanken: „Ich habe in meinem Leben nie Pläne gemacht und fange jetzt nicht damit an.“
Text: Christina Heitkämper | Fotos: Mario Haase
Diese Geschichte einfach gesprochen
Ulrich Mönkedieck arbeitet seit 45 Jahren in Bethel. Er ist seit über 30 Jahren Pflegerischer Leiter einer Station in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Evangelischen Klinikum Bethel. In dieser Zeit hat er viele Veränderungen erlebt und mitgestaltet.
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Evangelisches Klinikum Bethel (EvKB)
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
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Das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) – Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld (UK OWL) – ist ein Haus der Maximalversorgung und gehört zu den wichtigsten Gesundheitseinrichtungen in NRW. Mit einer Vielzahl stationärer, ambulanter und teilstationärer Angebote erhalten 170.000 Patientinnen und Patienten im Jahr spezialisierte Behandlung – vom Säugling bis ins hohe Alter. 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in dem Klinikum im Einsatz. Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie versorgt psychisch Kranke aus dem Bielefelder Raum. Dafür hat ihr das Land Nordrhein-Westfalen den Versorgungsauftrag gegeben.