Menschennah | Geschichten aus Bethel
Ausbildung in Bethel: Menschen begleiten und unterstützen
„Möchtest du auch wieder Lachs mitnehmen?“ fragt Jordan Detering. „Auf jeden Fall“, antwortet Shiwa Roudsari. „Der war beim letzten Mal sehr lecker“, schwärmt sie und schaut suchend ins Tiefkühlregal. Die Bewohnerin einer Betheler Einrichtung wird einmal in der Woche von Jordan Detering beim Einkaufen begleitet. Er ist Heilerziehungspfleger in Ausbildung.
„Heilerziehungspflege – das ist ein sperriges Wort“, stellt Jordan Detering fest. „Ich soll jemanden heilen, erziehen und pflegen. Das klingt erstmal ganz schön viel.“ Was sich tatsächlich dahinter verbirgt, wissen viele nicht. Auch der 21-Jährige kannte das Berufsfeld nicht, bis er sich 2020 dazu entschied, ein Freiwilliges Soziales Jahr in Bethel zu machen. Heute ist er im zweiten Ausbildungsjahr im Haus Leontes. Dort absolvierte er auch sein Betheljahr.
Das Haus Leontes ist ein Angebot der Eingliederungshilfe von Bethel.regional. „Das Arbeitsfeld Psychiatrie fand ich sofort sehr spannend“, erzählt der junge Mann. Besonders, weil die Gesellschaft ein sehr einseitiges Bild davon vermittele. „Man lernt Menschen und ihre Realität kennen. Und versucht, sie zu verstehen.“ Als Heilerziehungspfleger begleitet und unterstützt er die Klientinnen und Klienten, um sie in ihrer Eigenständigkeit zu stärken und sie zu einer möglichst selbstständigen Lebensführung im Alltag zu befähigen. Er geht mit ihnen einkaufen, kocht gemeinsam mit ihnen und begleitet sie zu Ärzten und Beratungsstellen. „Für den Job sind Empathie, Geduld und Aufmerksamkeit gefragt. Wir müssen frühzeitig kleinste Verhaltensveränderungen feststellen können“, betont er.
Dreimal die Woche ist Jordan Detering in der Bethel-Einrichtung, kümmert sich um die Bewohnerinnen und Bewohner. Die anderen zwei Tage hat er Unterricht am Berufskolleg Bethel. Dort wird er auf die Aufgabe der ganzheitlichen Lebensbegleitung vorbereitet. Er lernt, die Interessen der Menschen mit Behinderungen wahrzunehmen und zu vertreten, Hilfebedarfe zu ermitteln und Unterstützungsprozesse zu planen, zu dokumentieren und durchzuführen. „Außerdem lerne ich, mich selbst und mein Verhalten kontinuierlich zu reflektieren, wie zum Beispiel im Umgang mit Stress und Herausforderungen“, erklärt er. Jordan Detering gefällt vor allem, dass er nach der Ausbildung vielfältige Möglichkeiten hat: „Ich kann in stationären Wohnformen, teilstationär- und tagesstrukturierenden Bereichen sowie ambulanten Diensten und der Freizeitgestaltung arbeiten“, sagt der angehende Heilerziehungspfleger.
Eigentlich hatte der Bielefelder nach dem Abitur einen ganz anderen Plan. Reisen, andere Kulturen kennen lernen. Einfach mal eine Weile unterwegs sein. Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Und öffnete ihm gleichzeitig die Tür zu seinem aktuellen Traumjob. „Ich wollte nicht den ganzen Tag zu Hause sitzen. Ein Studium hätte zu Pandemiezeiten genau das bedeutet“, weiß Jordan Detering. Er wollte etwas Soziales machen, mit Menschen arbeiten – da kam ihm sofort Bethel in den Sinn. Und er ist froh über diese Entscheidung: „Hier gibt es einen besonderen Zusammenhalt. Man spürt die gegenseitige Unterstützung.“ Ein Studium kann er sich dennoch vorstellen. „Mich interessiert der Bachelor „Psychische Gesundheit/Psychiatrische Pflege“ an der Fachhochschule der Diakone in Bethel,“ sagt er. Vielleicht bewirbt er sich dafür im Anschluss an seine Ausbildung. „Es ist praktisch, dass man hier so viele Möglichkeiten hat.“
Text: Elena Sandbothe | Fotos: Christian Weische, Thomas Richter
Mehr erfahren?
Anfang September gibt es gleich zweimal die Möglichkeit, Bethel als Arbeitgeber näher kennen zu lernen und mehr über die Ausbildungsmöglichkeiten zu erfahren. Bei der "Nacht der Berufe" am Freitag, 2. September, öffnen wir von 17 bis 21 Uhr unsere Türen und geben einen Einblick in unsere Angebote. Am Samstag, 3. September, veranstalten wir von 10 bis 15 Uhr einen "Tag der Ausbildung".
Diese Geschichte einfach gesprochen
Jordan Detering macht eine Ausbildung in Bethel. Er wird Heilerziehungspfleger. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Klientinnen und Klienten zu begleiten und zu unterstützen. Zum Beispiel beim Einkaufen, beim Kochen oder beim Arztbesuch. Im Berufskolleg Bethel wird er auf die Aufgabe vorbereitet.