Menschennah | Geschichten aus Bethel
Gastfreundschaft im Herzen von Berlin
Gekonnt öffnet Christoph Finkeisen die Tür, während er in der anderen Hand ein volles Tablett mit Kuchen und Cappuccino balanciert. Noch ein freundliches „Lassen Sie es sich schmecken“, und schon ist der 37-Jährige bei den nächsten Gästen zur Stelle. Sein Arbeitsplatz ist das Mauercafé in Berlin-Mitte, das hier inklusiv von der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal betrieben wird. Von der Außenterrasse hat man einen direkten Blick auf die Relikte der Berliner Mauer, die die deutsche Hauptstadt bis 1990 in Ost und West teilte. „Die meisten Gäste kommen, um bei uns Kaffee und Kuchen zu genießen und dabei auf eine der geschichtsträchtigsten Sehenswürdigkeiten Europas zu blicken“, erzählt der Servicemitarbeiter, der bereits jede Menge Gastronomie-Erfahrung vorzuweisen hat.
Nach seiner Ausbildung in einem Vier-Sterne-Hotel arbeitete er im Anschluss rund drei Jahre in einem Steakhouse, wo er alles rund um das Thema Fleisch lernte: „Ich kann zum Beispiel herausschmecken, ob ein Tier Medikamente genommen hat“, erzählt Christoph Finkeisen. Seit mittlerweile neun Jahren ist er nun Teil des Service-Teams beim Mauercafé. „Ich habe mich damals für das Mauercafé entschieden, weil ich sehr gespannt war, was es bedeutet, in einem Inklusionsbetrieb zu arbeiten.“
Für ihn macht es keinen Unterschied, ob ein Mitarbeiter eine Beeinträchtigung hat oder nicht. Das Team funktioniere super. „Wenn eine Kollegin oder ein Kollege mal Schwierigkeiten mit etwas hat, können wir sehr gut gegensteuern: Für jemanden, der zum Beispiel nicht so schnell rechnen kann, haben wir überall Kassensysteme.“ Hilfreich sind auch klar festgelegte Arbeitsschritte bei der Zubereitung einzelner Gerichte, die für alle Beschäftigten präzise und verständlich aufgeschrieben sind: „So bekommen die Gäste immer die gleiche hohe Qualität serviert“, berichtet der Servicemitarbeiter.
Im Mauercafé sollen die Gäste, unter denen sich auch immer mal wieder Politiker oder Prominente befinden, entschleunigen und die Zeit genießen. Damit sie das auch an Tagen mit hohem Andrang können, ist der ausgebildete Hotelfachmann komplett auf seine Aufgaben konzentriert. Abkassieren, Tische säubern und neu decken, Kuchen servieren: Ein guter Tag ist für Christoph Finkeisen, wenn alles nach Plan läuft. „Ich mag an der Gastronomie die Mischung zwischen Adrenalin und Ausruhen.“ Manchmal arbeitet er dabei im Team und manchmal alleine. Und zwischendurch ist immer noch etwas Zeit, um mit den Gästen zu plaudern. „Das ist das Schöne an meinem Job“, so Christoph Finkeisen.
In dem vielseitigen Angebot zwischen Herzhaftem und Süßem ist sein persönlicher Tipp die hausgemachte Currywurst: „Das ist geschmacklich ein Stück Berlin und wird auch von vielen Gästen für Freunde zu Hause mitgenommen.“ Doch auch für schlechte Tage, wenn mal nicht alles nach Plan läuft, hat Christoph Finkeisen einen Geheimtipp parat: Linsensuppe. „Wenn ich mal traurig bin, esse ich die, und dann geht es mit der Laune direkt bergauf.“
Text: Simon Steinberg | Bild: Matthias Cremer
Diese Geschichte einfach gesprochen
Christoph Finkeisen arbeitet im Mauercafé in Berlin. Dort arbeiten Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam. Das Café heißt so, weil es dort steht, wo früher einmal die Berliner Mauer verlief. Christoph Finkeisen serviert den Gästen zum Beispiel Kuchen und Kaffee. Das gefällt ihm so gut, dass er hier schon seit neun Jahren arbeitet.
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Angebote & Leistungen
Das Mauercafé befindet sich vis-à-vis der Berliner Mauer und der Mauergedenkstätte. Neben Kaffeespezialitäten und Kuchen bieten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch Snacks für den kleinen Hunger an. Das Mauercafé ist ein Inklusionsunternehmen der Lobetaler Inklusionsbetriebe gGmbH. Gern nimmt das Team auch Anfragen für Familienfeiern entgegen.