Menschennah | Geschichten aus Bethel

Plakat-Aktion: Menschen aus Bethel stehen im Mittelpunkt

Auf rund 9000 Plakatwänden macht Bethel jetzt quer durch Deutschland Werbung für diakonische Arbeit. Der Slogan für unsere neuen Großflächenplakate lautet „Für Menschen da sein“. Denn bei uns geht es um Menschen. Sie stehen in unseren Einrichtungen und Diensten im Mittelpunkt - egal, ob sie bei uns arbeiten oder wohnen, von uns unterstützt werden oder zur Schule gehen. Und daher sind sie auch die "Hauptdarsteller" auf unseren Plakaten. Hier stellen wir sie vor.

Behutsam zu den Babys sein

Liebevoll kümmert sich Vanessa Neumann um kleine Patienten. Bereits seit vielen Jahren arbeitet die Gesundheits- und Kinderkrankenschwester im Kinderzentrum Bethel. Nach ihrer Ausbildung stand für sie fest: „Ich will da arbeiten, wo das Leben beginnt. Wir haben manchmal Kinder hier, die sehr lange bleiben müssen. Da kann man eine Verbindung zu den Eltern aufbauen und die wichtigsten Schritte begleiten.“ Und gerade diese Schritte sind für zu früh geborene Kinder die schwersten. Um die 300 Kinder mit einem Gewicht unter 1500 Gramm werden jedes Jahr in Bethel behandelt. Etwa 20 von ihnen wiegen keine 750 Gramm und sind Monate zu früh auf die Welt gekommen. Durch die hochspezialisierte Versorgung steigen ihre Überlebenschancen und die Lebensqualität ganz erheblich. Doch auch leise Töne und zärtliche Berührungen sind wichtig für sie.

„Die Zeit im Hospiz ist Gold wert“

Kuscheln mit Mama oder Papa. Das ist das Größte für den neunjährigen Mats-Till. „Er ist immer fröhlich und gut gelaunt. Schon früh morgens lächelt er mich an. Das gibt mir Kraft, besser durch den Tag zu kommen“, sagt Mats Mutter Nicole Becker. Ihr Sohn leidet an einer schweren Stoffwechselerkrankung. Matti kann kaum sprechen, nicht laufen, nicht gezielt greifen. Die Flüssigkeit bekommt er über eine Magensonde. Seit vielen Jahren sind die Beckers immer mal wieder gemeinsam im Kinder- und Jugendhospiz Bethel zu Gast. „Diese Zeit ist Gold wert“, sagt Nicole Becker. Denn in Bethel können Familien, die sich sonst durch einen bleischweren Alltag kämpfen, endlich einmal durchatmen und Verantwortung abgeben. Für viele Eltern und auch Geschwisterkinder fühlt sich die Zeit im Kinder- und Jugendhospiz ein bisschen wie Urlaub an.

Draußen macht die Arbeit Spaß

An sonnigen Tagen brummt und summt es in den Beeten. Aber in der Ortschaft Bethel schwappt der Regenmesser auch oft über. Dann klebt der schwere Lehmboden an Björn Obermöllers Gummistiefeln. Doch davon lässt sich der 41-Jährige Mann mit Down-Syndrom die Laune nicht vermiesen. Er arbeitet in der Gartengruppe der Betheler Werkstatt „Eicheneck“ und hilft bei der Pflege der Außenanlagen. Laub fegen. Fugen kratzen. Unkraut jäten. Gerne würde er auch den Rasen mähen. Doch vorher übt er erstmal mit der neuen Kehrmaschine. Die hat keine scharfen Messer. „Wir können hier ganz individuell auf die Menschen eingehen“, sagt Heilerziehungspfleger Benjamin Lindemann. Björn Obermöller mag ihn gern. Und auch auf seine Kollegen lässt er nichts kommen: „Die sind alle in Ordnung!“ Na bitte: Ein gutes Arbeitsklima gleicht viel „Schietwetter“ aus.

Arm in Arm den Sommer feiern

Gut gelaunt ist Dennis Bartelniewöhner meist. Unübertroffen ist seine Stimmung aber beim Sommerfest der Betheler Einrichtung Haus Bethabara. Dort wohnt der der 36-Jährige Mann mit Down-Syndrom und bekommt Hilfe, wenn er sie braucht. Besonders den Bethel-Mitarbeiter Mehdi Etemadi hat er ins Herz geschlossen und nimmt ihn auch gerne mal in den Arm. Vielleicht, weil das Arbeitsmotto des Heilerziehungspflegers heißt: „Ich möchte die Menschen glücklicher machen.“ Dennis Bartelniewöhner redet zwar nicht so viel, aber dafür singt er sehr gern. So merkt jeder, wie gut es ihm geht. Manchmal schlüpft er auch in die Rolle von anderen Menschen und imitiert sie. Zu schauspielern, das gefällt ihm. Sogar in einem Film hat Dennis Bartelniewöhner als Kind mitgewirkt und ist sehr stolz darauf. „Google“ kennt ihn als Darsteller.

Felix Willi wickelt jeden um den Finger

Felix Willi mag Autos. Zuhause lässt er sie am liebsten von seinem bunten Parkhaus heruntersausen. Immer im Kreis. „Nochmal!“ Das ist sein neues Lieblingswort. Und im Krankenhaus? Da guckt er gerne aus dem Fenster, was so an großen Autos vor dem Kinderzentrum Bethel entlangfährt. Christin Gentsch, von der pflegerischen Leitung der Intensivstation K1, freut sich, Felix zu sehen. „Er ist immer fröhlich und unkompliziert“, sagt sie. Manche Kollegen hat er mit seinem Charme so um den Finger gewickelt, dass sie extra den Dienst tauschen, um ihn zu treffen. Felix muss regelmäßig nach Bethel, denn er hat eine seltene Form der Blutarmut und braucht Transfusionen. Unzählige Male musste auch seine Speiseröhre geweitet werden. Und das ist längst nicht alles. Wie gut, dass er sich im neuen Kinderzentrum Bethel wohl fühlt und dort beim Spielen oder Autos gucken alles andere schnell vergisst.

Kunst ist so wichtig wie einatmen

Ganz vertieft in seine künstlerische Arbeit ist Günther Krug. Mit Bedacht wählt er die Farben seiner Werke aus. Auf der Leinwand sind es nie mehr als zwei – wie bei seinem aktuellen Bild mit geometrischen Strukturen in grün und gelb. Auf Papier gestaltet er auch figurativ. Menschen und Tiere sind dann seine Motive. Bereits seit Jahrzehnten besucht der heute 70-Jährige die Kreative Werkstatt der zu Bethel gehörenden Hoffnungstaler Stiftungen Lobetal. Menschen, die etwa wegen einer geistigen oder psychischen Behinderung begleitet werden, können sie nutzen. Die künstlerische Koordinatorin der Kreativen Werkstatt und der Galerie Andererseits Ana Fernández Furelos sagt über Günther Krug: „Kunst ist für ihn wie einatmen. Sie gehört in sein Leben.“ Ihr ist es wichtig, in bundesweiten Ausstellungen zu zeigen, was in Lobetal entsteht: „Möglichst viele Menschen sollten das sehen können.“ Günther Krug war schon an 24 Ausstellungen beteiligt.

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