Menschennah | Geschichten aus Bethel
Ein Bethelaner ist Arminias Mannschaftsarzt
„Ich habe Sie im Fernsehen gesehen!“ Diesen Satz hört Prof. Dr. Stefan Budde häufig von Patientinnen und Patienten im Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB). Dort leitet der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie die Abteilung für Endoprothetik und spezielle orthopädische Chirurgie. Einem breiten (Fernseh-)Publikum ist er als Mannschaftsarzt des DSC Arminia Bielefeld bekannt.
Auf dem Bildschirm ist Stefan Budde zu sehen, wenn er auf dem Stadionrasen angeschlagene Arminia-Spieler verarztet. Den Job macht der 42-Jährige seit 2015, und er liebt ihn wie am ersten Tag. Der Bielefelder war, wie er erzählt, „als Junge verrückt nach Arminia“ und ist noch immer leidenschaftlicher Anhänger der Blauen. „Deshalb“, sagt er, „ist es für mich etwas Besonderes, zum Team zu gehören.“ Die Nähe zu den Spielern ermöglicht zugleich ein Vertrauen, das wichtig für eine gute ärztliche Behandlung ist.
Doch verträgt es sich überhaupt, Fan und für die medizinische Versorgung seines Lieblingsteams verantwortlich zu sein? Er versuche immer, entweder Arzt oder Anhänger zu sein, antwortet Stefan Budde. „Als Arzt bin ich so sehr auf medizinische Aspekte fokussiert, dass ich nach dem Abpfiff schon mal gefragt habe: Wie ist das Spiel ausgegangen?“, erzählt er. Verfolgt Stefan Budde ein Spiel privat, bejubelt er Tore für Arminia deutlich ausgelassener als bei seinen professionellen Einsätzen.
Mit jungen Leistungssportlern zu arbeiten, sagt Stefan Budde, sei für ihn „eine tolle Ergänzung und ein super Ausgleich“ zur Tätigkeit in Bethel. Dorthin kam er 2021 aus Hannover, wo er an der Medizinischen Hochschule (MHH) studierte, promovierte, sich habilitierte und in der Orthopädischen Klinik Annastift tätig war. An der MHH ist Stefan Budde heute noch als Dozent tätig. Im EvKB baut er die Endoprothetik aus, sein Schwerpunkt liegt auf Hüft- und Knieoperationen. Älteren Patientinnen und Patienten zu helfen, schmerzfrei gehen zu können, „macht mir große Freude, zumal viel Dankbarkeit zurückkommt“. Es ist auch der Mix aus zwei unterschiedlichen Patientengruppen und medizinischen Fragestellungen, der seine Arbeit für ihn so reizvoll macht.
Müssen Arminia-Profis operiert werden, entscheiden sich einige von ihnen nicht zuletzt auch wegen der Mitbetreuung durch Stefan Budde für das EvKB. Ist keine Operation nötig, versorgt er die Spieler in der Orthopädischen Gemeinschaftspraxis am Bültmannshof in Bielefeld, in der er ebenfalls tätig ist. EvKB, Praxis und Arminia: Für Stefan Budde ist das fachlich, emotional und dank der sehr guten Zusammenarbeit mit Klinikdirektor Universitätsprofessor Dr. Thomas Vordemvenne und den weiteren Mannschaftsärzten Dr. Andreas Elsner und Dr. Tim Niedergassel „ein harmonisches System“. Bielefeld zu verlassen, können sich er und seine Frau Hanna mit ihrem kleinen Sohn, der wie Stefan Budde selbst „auf Gilead“ zur Welt kam, nicht mehr vorstellen. Auch nicht für eine Chefarztstelle, die Stefan Budde für seine Tätigkeit bei Arminia andernorts bereits ausgeschlagen hat. „Ich bin sehr zufrieden“, betont er, „es darf gern so bleiben, wie es ist.“
Wobei, so ganz stimmt das nicht: Die 3. Liga möchte Stefan Budde mit dem DSC lieber heute als morgen verlassen. Nach oben. Er träumt sogar von der Rückkehr in die Bundesliga. Sollte die gelingen, würde wohl nicht nur der Arminia-Fan, sondern auch der Mannschaftsarzt Stefan Budde jubeln wie selten zuvor.
Text: Philipp Kreutzer | Bild: Thomas F. Starke, Matthias Cremer
Diese Geschichte einfach gesprochen
Stefan Budde ist Arzt im Evangelischen Klinikum Bethel. Er operiert Patientinnen und Patienten an Hüfte und Knie. Und er ist Arzt von Arminia Bielefeld und kümmert sich um die Spieler. Diese Aufgabe mag er genauso gern. Stefan Budde war schon als Kind Fan von Arminia. Sein großer Wunsch ist es, dass Arminia nochmal in die Bundesliga aufsteigt.