Menschennah | Geschichten aus Bethel
Autos sind genau sein Ding
„Autos machen mir Freude. Egal, ob es das Fahren ist oder das Schrauben. Zuhause, wenn etwas am Auto repariert werden musste, haben wir es immer erst einmal selbst versucht. Und irgendwann war mir klar: Du musst irgendwas mit Autos machen. Das macht einfach jeden Tag Spaß, wenn man hierhin kommt.“ Wer Lars Beckmann in seinem dunkelgrauen Arbeitsoverall erlebt, merkt schnell: Der Mitarbeiter mit den wachen Augen ist voll in seinem Element - und am richtigen Ort. In seinem Fall ist das die große Werkstatthalle des Betheler Fahrzeugservice in Eckardtsheim.
Stetig werden Autos von Kunden gebracht, raus- und reingefahren, andere werden auf den Hebebühnen hochgefahren oder stehen auf dem Bremsenprüfstand. Der Fahrzeugservice kümmert sich zum Beispiel um alle Dienstfahrzeuge der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Lars Beckmann ist immer wissbegierig, packt überall da an, wo er gebraucht wird und springt ein, wenn Not am Mann ist. „Der Chef der Aufbereitung hat mir damals den Spitznamen Der Joker gegeben. Ich bin zum Beispiel in der Werkstatt zu finden, wenn es darum geht, Reifen oder Öl zu wechseln oder eine Bremse zu machen. In Bielefeld müssen viele Fahrzeuge von den Kunden und Ersatzteile abgeholt werden. Auch das mache ich. Und ich gehe auch schon mal im Büro ans Telefon.“
Der junge Mann mit den vielen Talenten lebt mit dem Asperger-Syndrom, einer Form des Autismus. Sein Wissen hat er sich von den Mechanikern erfragt, sich alle Tricks und Kniffe ganz genau abgeschaut. „Ich bin kann mir Routen gut merken und dem Kollegen sagen, wo wir hinmüssen. Nachteilig ist, dass ich manchmal total viel rede. Dann sind Leute auch schon mal ein bisschen genervt. Das ist ganz normal. Und es gibt Phasen, da rede ich sehr wenig. Ich mach dann ruhig meine Arbeit und bin zufrieden.“
Zufrieden, das war der Technikbegeisterte beruflich anfangs gar nicht. Zunächst habe er in Bethels gärtnerischem Bereich gearbeitet, blickt Lars Beckmann zurück. Aber das sei für ihn nicht das Richtige gewesen - sondern Autos. Über ein Praktikum landete Lars Beckmann schließlich vor acht Jahren beim Fahrzeugservice. Das integrative Team dort gibt ihm Halt. Egal ob mit oder ohne Einschränkungen: jeder hilft hier jedem, und jeder achtet auf jeden. „Wir haben einen geflüchteten Kollegen aus der Ukraine, der ist taubstumm. Da muss man mit Gebärde arbeiten und mit Blickkontakt, er liest auch von den Lippen ab. Ein anderer bekommt manchmal epileptische Anfälle. Er kann dann gerade noch rechtzeitig sagen, dass er einen Anfall bekommt, sodass wir ihn noch abfangen können und nicht Schlimmeres passiert.“
Beim Sport kann sich Lars Beckmann entspannen. Freizeit-Fußball ist sein Ding, er fährt zum Bundesliga-Handball nach Lemgo oder bringt den Garten seines Elternhauses auf Vordermann. Wäre es für ihn ein Ziel, sich irgendwann vielleicht einmal zum Automechaniker ausbilden zu lassen? Er überlegt: „Meine Arbeit erfüllt mich. Irgendwo ist der Gedanke oder Reiz einer Ausbildung schon im Hinterkopf. Aber es gibt doch noch Dinge, die mich hemmen. Und hier ist man in einem sicheren Umfeld, wo man sich wohlfühlt und geschützt ist.“
Text: Jörn Haarmann | Bild: Matthias Cremer
Diese Geschichte einfach gesprochen
Lars Beckmann liebt Autos und arbeitet im Fahrzeugservice Bethel. Er hilft überall mit, ob Reifen wechseln, Telefonieren oder Ersatzteile abholen. Lars Beckmann hat das Asperger-Syndrom und lernte viel von seinen Kollegen. In seinem vorherigen Job in der Gärtnerei war er unzufrieden, aber seine Arbeit mit Autos erfüllt ihn sehr.
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33617 Bielefeld
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Beim FahrzeugService Bethel handelt es sich um einen regulären Betrieb mit hohem Qualitätsanspruch. Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen arbeiten hier im Team in ihrem Wunschberuf zusammen. Durch die individuelle Förderung von Fähigkeiten und Talenten ist die Tätigkeit für manche der Beschäftigten der Einstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt.